Kreuzheben, auch Deadlift genannt, gehört in jeden Trainingsplan. Die Übung beansprucht nahezu alle grossen Muskelgruppen, verbessert die Körperhaltung und stärkt die funktionale Kraft – von der Rumpf- bis zur Beinmuskulatur. Doch so effektiv die Übung ist, so anspruchsvoll ist sie auch: Eine präzise Technik ist unerlässlich, um Verletzungen zu vermeiden und optimale Ergebnisse zu erzielen. Wir stellen Ihnen in unserem Beitrag die richtige Technik vor, verraten Ihnen, wie Sie typische Fehler vermeiden und das Maximum aus Ihrem Training herausholen.
Was ist Kreuzheben?
Eigentlich ist es ganz unkompliziert: Sie heben ein schweres, ruhendes Gewicht (dead weight) vom Boden an (lift), richten sich auf und setzen das Gewicht wieder kontrolliert ab. Das klingt einfach, oder? Tatsächlich trainieren Sie dabei fast Ihren gesamten Körper. Besonders beansprucht werden:
- Beinstrecker und Beinbeuger,
- Gesässmuskulatur,
- Nacken- und Schultermuskulatur,
- Core-Muskulatur (Rücken und Bauch),
- Hand- und Unterarmmuskulatur.
Mit dieser Übung können Sie nicht nur gezielt Muskeln aufbauen und Ihre Kraft steigern, sondern auch Ihre Haltung und Stabilität verbessern. Wenn Sie nach einer vielseitigen und effektiven Übung suchen, ist das Kreuzheben die perfekte Wahl. Aber wie bereits angesprochen, ist die präzise Technik entscheidend, deswegen stellen wir Ihnen die richtige Ausführung nun Schritt für Schritt vor.
Schritt-für-Schritt-Anleitung für das Kreuzheben
Bevor Sie mit Deadlifts beginnen, sollten Sie sich natürlich die richtige Ausrüstung besorgen. Am besten verwenden Sie eine Olympia-Langhantelstange (20 Kilogramm) und Hantelscheiben, die eine ausreichende Höhe der Hantel sicherstellen. Für Anfänger eignen sich natürlich auch leichte Hantelscheiben, um die Technik sauber zu üben. Das Gesamtgewicht sollte spürbar, aber nicht überfordernd sein. Für Männer ohne Erfahrung sind 40 bis 60 Kilogramm ein guter Einstieg, für Frauen 30 bis 40 Kilogramm. Wichtig ist, dass Sie sich als Einsteiger auf die präzise Ausführung konzentrieren, bevor Sie die Last erhöhen.
Der richtige Stand
Der Stand ist das Fundament einer sauberen Technik. Treten Sie an die Hantelstange heran, ohne sie zu rollen. Die Stange sollte direkt über der Mitte Ihrer Füsse liegen. Stehen Sie schulterbreit und drehen Sie Ihre Füsse leicht nach aussen, um mehr Stabilität zu gewinnen. Achten Sie darauf, dass Ihr Gewicht gleichmässig auf den gesamten Fuss verteilt ist, damit Sie während der Übung sicher stehen.
Die Startposition
Beugen Sie leicht die Knie, sodass Ihre Schienbeine die Hantel berühren, ohne in eine tiefe Kniebeuge zu gehen. Halten Sie den Rücken gerade und die Hüfte leicht nach hinten geschoben. Greifen Sie die Stange im Obergriff, bei dem beide Handflächen zum Körper zeigen, und positionieren Sie die Hände ausserhalb Ihrer Knie. Ziehen Sie die Schultern nach hinten und unten, strecken Sie die Brust nach vorn und richten Sie Ihren Blick geradeaus, um die Halswirbelsäule zu stabilisieren.
Die Aufwärtsbewegung
Spannen Sie Ihre Rumpfmuskulatur – insbesondere Bauch und unterer Rücken – an, um die Wirbelsäule während der Bewegung zu stabilisieren. Atmen Sie tief ein und beginnen Sie die Aufwärtsbewegung. Drücken Sie die Füsse fest in den Boden und führen Sie die Stange eng an Ihrem Körper nach oben. Der Rücken bleibt stets gerade, und die Arme sind vollständig gestreckt. Sobald Sie die Hüfte vollständig durchgestreckt haben und aufrecht stehen, ist der erste Teil der Bewegung abgeschlossen. Achten Sie besonders darauf: Vermeiden Sie ein Hohlkreuz oder ein Überstrecken nach hinten am oberen Punkt der Bewegung. Halten Sie den Rumpf stabil und die Spannung im gesamten Körper aufrecht.
Das kontrollierte Absetzen
Schieben Sie Ihre Hüfte nach hinten und senken Sie dabei die Schultern ab, um die Stange kontrolliert wieder abzusetzen. Lassen Sie die Stange eng am Körper entlanggleiten, während der Rücken gerade bleibt. Die Spannung im Rumpf sollte während des gesamten Bewegungsablaufs erhalten bleiben. Setzen Sie die Hantel vollständig auf den Boden ab und bauen Sie die Spannung für jede Wiederholung neu auf.
Richtiges Kreuzheben: So vermeiden Sie Fehler und Verletzungen
Um Ihre Bandscheiben nicht zu stark zu belasten, achten Sie darauf, dass Ihr Rücken während der gesamten Übung neutral bleibt. Ein neutraler Rücken bedeutet, dass die natürliche Form der Wirbelsäule – mit ihrer leichten Krümmung – erhalten bleibt. Vermeiden Sie sowohl einen Rundrücken als auch ein Hohlkreuz. Aktivieren Sie Ihre Bauch- und Rückenmuskulatur, halten Sie den Blick nach vorne gerichtet und strecken Sie die Brust leicht nach vorne, um eine stabile Haltung zu gewährleisten. Die Hüfte sollte während der Aufwärtsbewegung kontrolliert nach vorn geführt werden, ohne den Rücken zu überstrecken. Ein weiterer entscheidender Punkt ist der Kontakt zwischen Stange und Körper. Die Stange sollte während der gesamten Bewegung eng am Körper geführt werden, um die Belastung auf den unteren Rücken zu minimieren. Leichter Druck an den Schienbeinen ist normal, sollte aber keine Schmerzen verursachen. Vermeiden Sie es ausserdem, sich in der Endposition nach hinten zu lehnen, da dies die Wirbelsäule unnötig belastet.
Kreuzheben – Eine Übung, viele Varianten
Neben der klassischen Version gibt es verschiedene Varianten wie Sumo-Deadlift, Romanian Deadlift oder Deficit-Deadlift. Sie bieten Ihnen die Möglichkeit, gezielt unterschiedliche Muskelgruppen zu trainieren oder die Technik an Ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen. Die Wahl der passenden Variante hängt ganz von Ihren Zielen ab. Möchten Sie bestimmte Muskeln stärker belasten, technische Schwächen ausgleichen oder Ihre Gesamtleistung steigern? Jede Variante hat ihre Vorteile und lässt sich flexibel in Ihren Trainingsplan integrieren. Im Folgenden stellen wir Ihnen die wichtigsten Übungsvarianten und ihre spezifischen Einsatzmöglichkeiten vor.
Sumo-Deadlift
Mit einer breiten Fussstellung und nach aussen gedrehten Füssen reduziert der Sumo-Deadlift den Bewegungsradius und verlagert die Belastung stärker auf die Beinmuskulatur. Der untere Rücken wird dabei weniger beansprucht, was diese Variante ideal für Personen macht, die Hüft- oder Rückenschonend trainieren möchten. Der veränderte Hebel ermöglicht es ausserdem, mehr Gewicht zu bewegen.
Stiff Leg Deadlift
Beim Stiff Leg Deadlift bleiben die Beine fast gestreckt, und die Hüfte übernimmt den grössten Teil der Arbeit. Diese Variante spricht vor allem den unteren Rücken an, während die Beinmuskulatur weniger belastet wird. Sie erfordert eine sehr saubere Technik, um die Wirbelsäule nicht unnötig zu belasten.
Romanian Deadlift
Diese Variante legt den Fokus auf die Hüftstreckung und den Oberkörper. Die Knie bleiben leicht gebeugt, und die Bewegung erfolgt vorwiegend aus der Hüfte. Dadurch werden die Beinbeuger und der untere Rücken intensiv beansprucht, während die Oberschenkelvorderseiten weniger belastet werden. Der Romanian Deadlift eignet sich besonders, um die hintere Kette zu stärken und die Beweglichkeit der Hüfte zu fördern.
Deficit Deadlift
Hier starten Sie aus einer erhöhten Position, indem Sie z.B. auf einer Plattform stehen. Dadurch vergrössert sich der Bewegungsbereich, und die Muskulatur wird intensiver gefordert. Der Deficit Deadlift eignet sich hervorragend, um die Kraft und Explosivität aus der Startposition zu verbessern.
Anleitung: Die Deadlift Ausführung ohne Langhantel
Die klassische Langhantel ist die beste Wahl, um die Kreuzheben-Technik sauber zu erlernen und maximale Stabilität zu gewährleisten. Falls diese nicht verfügbar ist, gibt es Alternativen, die ähnliche Bewegungsabläufe ermöglichen. Diese sind:
Kurzhanteln
Legen Sie zwei Kurzhanteln vor sich ab und greifen Sie sie im Obergriff. Führen Sie die Bewegung, wie in der klassischen Anleitung beschrieben, aus und halten Sie die Hanteln nah am Körper. Diese Variante beansprucht die gleichen Muskelgruppen, ist jedoch weniger stabilisierend, da die Gewichte getrennt sind.
Kettlebells
Verwenden Sie eine oder zwei Kettlebells. Beim sogenannten „Koffer-Kreuzheben“ halten Sie die Kettlebells seitlich am Körper und führen die Bewegung wie gewohnt aus. Diese Variante eignet sich besonders gut für Einsteiger, da sie die Balance leichter hält. Man kann die Übung aber auch analog dem klassischen Kreuzheben ausführen.
Trapbar
Die Trapbar, ein hexagonales Stangengestell, ermöglicht eine ergonomischere Griffposition. Sie stehen innerhalb der Trapbar und heben das Gewicht durch Griffe seitlich Ihres Körpers. Viele empfinden diese Variante als angenehmer, da der Rücken entlastet und der Fokus stärker auf die Beinmuskulatur gelegt wird. Dennoch empfiehlt es sich, die Technik mit der klassischen Langhantelstange zu erlernen, bevor Sie zur Trapbar wechseln.
So integrieren Sie Kreuzheben in Ihren Trainingsplan
Beim Kreuzheben sollten Sie nicht bis zum Muskelversagen trainieren, da dies kontraproduktiv für den Muskelaufbau sein kann und das Verletzungsrisiko erhöht. Eine sinnvolle Belastung und saubere Technik haben hier Vorrang. Wenn Sie an Ihrer Maximalkraft arbeiten möchten, sind eine bis fünf Wiederholungen mit 80 bis 100 Prozent Ihres 1RM (maximales Gewicht für eine Wiederholung) empfehlenswert. Für den Muskelaufbau eignen sich sechs bis zwölf Wiederholungen bei einer Intensität von 60 bis 80 Prozent Ihres 1RM. Beginnen Sie mit dem Kreuzheben einmal pro Woche und steigern Sie die Frequenz später auf zwei Einheiten, um den Trainingseffekt zu erhöhen. Wählen Sie das Gewicht und die Wiederholungszahl so, dass Sie am Ende jedes Satzes noch ein bis drei Wiederholungen theoretisch sauber ausführen könnten. Sobald Sie merken, dass Ihre Haltung leidet oder die Technik unsauber wird, verringern Sie entweder das Gewicht oder die Wiederholungsanzahl. Fortschritte erzielen Sie nur mit einer sauberen Ausführung – Sicherheit und Präzision sind dabei das Wichtigste.